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Mittenwald

Foto: Peter Strohbach

Mittenwald pflegt sein Brauchtum, sein Zentrum lockt mit jahrhundertealten Häusern, geschmückt mit herrlichen Lüftlmalereien. Dazu ist Mittenwald der höchstgelegene Luftkurort der bayerischen Alpen. Bekannt ist der Markt auch als bedeutendes Zentrum des Streich- und Zupfinstrumentenbaus.

Der Ort war begünstigt durch die Lage an der alten Römerstraße über den Brenner nach Südtirol, wo viel Handelsgut auch von Arabien und Asien über Venedig befördert wurde. Früh trieben die Mittenwalder lebhaften Handel auf der Römerstraße und der Isar. So hat sich im Ort ein bestens organisiertes Speditionswesen, die Rott zu Wasser und zu Lande organisiert.

Bereits im Jahr 1174 haben Mittenwalder Flößer zum Kloster Schäftlarn 4 Flöße und 6 Fässer Rotwein, der aus deren Besitztümern rund um Bozen stammte, geliefert. Dies ist der erste Nachweis für die Flößerei der Oberen Isar.1407 gründete sich in Mittenwald eine Wasserspedition, Nasse Rott genannt, als zuständige Handelsorganisation für Fuhren auf der Isar; dies ist auch der erste schriftliche Hinweis auf die Mittenwalder Floßlände.

Floßmodell im Marktbach.

An der Lände befand sich eine Ländschleuse für ein großes, mit der Isar durch einen Kanal verbundenes Bassin als Floßhafen, Alter genannt. Der Hafen lag günstig in einer Flussschleife mit Altwasser, von wo die Flöße zugerichtet und beladen wurden. Zum Beispiel 1487 sind nach München, Passau und Ungarn 300 Flöße abgefahren, zirka 40 Fahrten waren es im Jahr allein nach Ungarn. Der Floßhafen ist bei der Regulierung der Isar verschwunden.

Interessant: Die Verzollung für München geschah im freisingischen Mittenwald durch bayerische Beamte, so für den Grintlzoll in Fall im 15. Jahrhundert, oder die Verzollung gemäß einem Zollvertrag aus dem Jahr 1719. Sogar im 18. Jahrhundert und spä ter gab es in Mittenwald immer noch die zugelassenen 20 Floßmeister sowie über 60 Fergen und Steurer oder Knechte.

Foto: Lüftlmalerei: Markt mit Waren aus dem Süden.

Geschichte zur Entstehung des "Bozner Markts"

Nach dem Fall von Konstantinopel und auf dem Höhepunkt der wirtschaftlichen Blüte Venedigs hatten die Patrizier der italienischen Stadt Bozen in Tirol als Hauptumschlagplatz für den Handel mit Gütern aus Italien und dem Orient auserkoren. Doch im Jahr 1487 wurde der Bozner Markt bis 1679 nach Mittenwald verlegt. Grund für den Ortswechsel waren kriegerische Auseinandersetzungen zwischen der Republik Venedig und Erzherzog Sigmund von Tirol (1427-1496). Der notorisch klamme Erzherzog hatte sich einmal zu oft mit den reichen Kaufleuten angelegt. Die räumten daraufhin kurzerhand ihren großen Markt in Bozen und verlegten ihn an einen ruhigen, neutralen Ort: nach Mittenwald. Das Transportwesen war hier zu Wasser und zu Lande hervorragend organisiert und sehr leistungsfähig. Der Handel blühte und brachte Reichtum und Wohlstand in den Ort. So wurde Mittenwald Hauptumschlagplatz für Waren und Güter aus der Levante und den Städten im Norden und errang internationale Bedeutung.

Geigenbau in Mittenwald

Der Begründer des Mittenwalder Geigenbaus war der Mittenwalder Matthias Klotz. Unter anderem in Padua ausgebildet, kehrte er um das Jahr 1684 in seinen Heimatort zurück. Das Handwerk brachte dem Ort über mehrere Jahrhunderte hinweg eine stabile Einnahmequelle. Es entstand eine regelrechte Industrie: Verkauften die Geigenmacher ihre Instrumente zunächst noch persönlich, kümmerten sich bald Verleger um den Vertrieb. Auf der Suche nach neuen Absatzmärkten, gelangten die Geigen dann via Floß bis nach Passau und weiter. "Über den Ozean allein schwammen jährlich viele Tausend Geigen, Cellos, Bässe, Gitarren und Zithern", heißt es in der Mittenwalder Chronik. Auch Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791) spielte auf einer Mittenwalder Geige. Doch im Zuge der Industrialisierung und der Automatisierung der Produktionsmethoden im 19. Jahrhundert ging es auch mit diesem Gewerbe bergab. 1858 eröffnete im Ort eine eigene, heute noch renommierte Geigenbau-Schule.

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