Deutscher Flößertag in Jena 2016

22. bis 25. September 2016

  • Postkarte
  • Historische Postkarte: Jena mit Flößen

Deutscher Flößertag in Jena

Gleich zwei Wolfratshauser Mitglieder der Deutschen Flößereivereinigung die Stadt sowie wir vom Verein Flößerstraße nahmen Mitte September am 29. Deutschen Flößertag in Jena/Saale teil. Von der Stadt waren es: Bürgermeister Klaus Heilinglechner, Tourismuschefin Gisela Gleißl und Mathias Heinzinger vom Kulturamt, vom Verein Flößerstraße unsere Vorsitzende Gabriele Rüth, Vize Hermann Paetzmann und Mitglied Dagmar Kusch.

Die Teilnahme war von großer Wichtigkeit für uns Wolfratshauser, denn im kommenden Jahr, genau vom Donnerstag, 18., bis Sonntag, 21. Mai 2017, findet ja in Wolfratshausen der 30. Deutsche Flößertag statt - aus ganz Deutschland wird dazu eine große Anzahl Flößereivereine in der Stadt erwartet. Die Stadt Wolfratshausen als Internationale Flößerstadt, ist der Veranstalter, wir vom Verein Flößerstraße unterstützen mit einigen Aktionen.

Und so hieß es persönlich herzliche Einladungen an die weiteren Vereine auszusprechen, was der Bürgermeister bei der Mitgliederversammlung der Deutschen Flößereivereinigung gerne tat.

Bürgermeister Klaus Heilinglechner, Wolfratshausen, überreichte Hans-Walter Keweloh, Vorsitzender der Deutschen Flößerei-Vereinigung (Mitte), als Gastgeschenk wolfratshauserische Leckereien und der Flößerverein mit unserer Vorsitzender Gabriele Rüth einen Flößerkalender für 2017 (Bild) mit historischen Abbildungen.

Unser Vize Hermann Paetzmann überreichte dem Organisator, dem ehemaligen, langjährigen Vorsitzenden der Uhlstädter Flößer, Peter Schröter, ebenfalls einen Kalender.Peter Schröter und unser Vize Hermann Paetzmann.

Auch mussten mit der Deutschen Flößereivereinigung unter Vorsitz von Hans-Walter Keweloh erste Planungen besprochen werden. Besonders für Hans-Walter Keweloh werden es in Wolfratshausen ganz einprägsame Tage werden, da er nach 30 Jahren großem Engagement und Begeisterung für die Flößerei - die Vereinigung hat er vor 25 gegründet - seinen Vorsitz niederlegen und Platz für einen Jüngeren machen wird.

Auch die Unterhaltung kam auf dem viertägigen Jena-Besuch, das der ehemalige Vorsitzende des Flößervereins Uhlstädt Oberkrossen und Rückersdorf e.V., Peter Schröter, bestens organisiert hatte, im Freistaat Thüringen nicht zu kurz. Neben Besichtigung der geschichtsträchtigen, seit der Wende aufwendig restaurierten Stadt im Saaletal (historische Innenstadt, Zeiss-Planetarium, Jena-Tower) lag Schwerpunkt natürlich auf Besichtigung flößerischer Sehenswürdigkeiten.

Zum Beispiel besichtigt werden konnte die denkmalgeschützte und immer noch funktionstüchtige - Kahlaer Floßgasse beim Saalewehr (erste Erwähnung 14. Jahrhundert), eine der größten ihrer Art in der Saale.

Geschichtlicher Hintergrund dazu: Zur Schonung der Saalewehre wurden wie bei uns auch Floßgassen angelegt. Anfangs bestand der Kahlaer Floßdurchlass nur aus zwei Wänden von Balkenholz, die auf dem Wehr errichtet wurden und zwischen denen der Wehrboden mit Pfosten schräg ausgelegt wurde, sodass auf dieser schiefen Ebene das Floß allmählich herabglitt. Am 28. Oktober 1921 konnte das erste Floß auf einer neuen, zirka 40 Meter langen Floßrinne unter dem 7. Floßhaus passieren.

Ferner konnte im nahen Uhlstädt das Flößergelände mit dem sehenswerten Flößereimuseum besichtigt werden, beim im Freien gelegenen Wiedofen wurde die Herstellung von Wieden vorgeführt. Interessant: Dort werden die Wieden nur aus schmalen, kurzen Fichtenzweigen gefertigt - anders als bei uns, hier werden sie hauptsächlich aus den Ruten der Schneeball-Sträuchern aus den Isarauen gefertigt. Zuerst wurde das Fichtenholz im Wasser eingeweicht, im Wiedofen erhitzt, dann am Wiedstock im heißen Zustand um die eigene Achse gedreht, zu Kränzen geformt und vor der Weiterverarbeitung wieder gewässert. Es bedeutete einige Fertigkeit, damit es zuverlässige, stark belastbare "Seile" werden.

Im in Thüringen einzigartigen Uhlstädter Museum sind unter anderem folgende Themen zur Langholzflößerei mittels Werkzeugen, Modellen, Fotos, Bildern, Urkunden, Texten, Büchern und Tracht ausgestellt: die thüringische Saale gestern und heute, die Geschichte der Langholzflößerei auf der Saale, die Technik des Floßbaus und des Flößens auf der Saale, die Lebensweise, Sitten und Gebräuche der Saaleflößer, Uhlstädt ein Flößerort, Zeitzeugen zur Saaleflößerei, die Flößerei in der Kunst.

Ausgestellt waren im Museum auch Fotografien von Floßaufnahmen aus dem Film „Die Päpstin“, der im 9. Jahrhundert (!) spielt. Die Uhlstädter waren dabei nicht nur als Floßbauer engagiert, sondern fuhren das Floß auch im mittelalterlichen Kostüm.

Und wer einmal eine Fahrt auf der Saale unternehmen möchte, bitteschön: Es werden touristische Floßfahrten von April bis Oktober angeboten, Kontakt: Ulrich Meißner, Weißen 10, 07407 Uhlstädt-Kirchhasel, Telefon 036742 63400, Homepage: http://www.thueringen.info/floessen-auf-der-saale.html

Die älteste Nachricht über die Flößerei auf der Saale steht auf einer Urkunde von 1258, die Blütezeit war im 19. Jahrhundert mit 4.000 Flößen im Jahr, die Scheitholzflößerei aus den landesherrlichen Forsten ist seit dem 16. Jahrhundert belegt (Ende 1872). Höchst hörenswerte Vorträge zur Flößerei auf der Saale hielten der Historiker und Geologe Dr. Dr. Peter Lange (Universität Jena), sowie Prof. Dr. Paul-Gerhard Linke ehemaliger Ordinarius für Pathophysiologie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Beide haben Artikel in der lesenswerten Jahresbroschüre der Vereinigung darüber verfasst; wer es nachlesen möchte: Sie ist per E-Mail beim uns unter info@floesserstrasse erhältlich. Der Abend desselben Tages klang stimmungsvoll aus im Flößer-Biergarten am idyllischen Saaleufer in Jena-Burgau mit einem Grillfest in der Flößerstube. Der 29. Deutsche Flößertag endete traditionell am Sonntagvormittag mit einem Gottesdienst in der Jenaer Stadtkirche St. Michael.

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