Historische Fahrradwanderung 2016

17. Juli 2016

  • „Auf den Spuren der Loisachflößer“

Die Vorbereitungen für die historische Fahrradwanderung zu den Originalplätzen der Loisachflößer eine Kooperation unseres Vereins, der ADFC-Kreisgruppe und des Denkmalvereins Penzberg, dessen Vorsitzender Alexander Peren die Idee zu dieser Tour hatte dauerte viele, viele Tage - die Radtour selbst fand dann an einem Tag, nämlich am Sonntag, 17.Juli, statt. "Es war eigentlich wie beim Kochen", meinte unsere Vorsitzende Gabriele Rüth, augenzwinkernd, "da dauern Planung, Einkauf, Zubereitung viel länger, als dann das Verspeisen des Mahls. Aber unsere intensive, ehrenamtliche Vorbereitung für die Radtour hat sich wirklich gelohnt, denn es hat allen Teilnehmern, auch dank des guten Wetters, sehr viel Spaß gemacht."

Werner Grimmeiß vom ADFC hatte die Route nach Absprache mit den Partnern zusammengestellt und unser Verein die fachlichen Informationen zur Flößerei bereitgestellt wie auch die Erzähler zur Flößerei, Sabrina Schwenger, Hermann Paetzmann und Gabriele Rüth. Zur Teilnahme war schon ausreichend Kondition für die rund 53 Kilometer lange Strecke notwendig, auch aufgrund des Wegeverlaufs, wie unbefestigte Wege und Steigungen. Der ADFC bewertete die Tour mit Schwierigkeitsstufe 3, denn auch 200 Höhenmeter waren zu überwinden. Start und Ende war am Penzberger Bahnhof. Der Tourenverlauf folgte mit zahlreichen Zwischenstopps an Flößerplätzen zuerst der Loisach auf der westlichen Seite, um in Wolfratshausen mittags einzukehren und danach auf der östlichen Loisachseite weitere Originalschauplätze zu besuchen. Die Rückkunft in Penzberg sollte gegen 18 Uhr sein nun, es wurde etwas später, die Aufenthalte hatten länger als geplant gedauert.

Besonders viel zu erzählen gab es beispielsweise schon in Schönmühl, einem Ortsteil von Penzberg mit seiner Floßgasse, dem Kraftwerk, der Säge und dem Gasthaus, einer ehemaligen Flößereinkehr, erkennbar am Miniatur-Floß über der Theke. So wurde berichtet, dass die erste Station der Kochler Flößer einst die Sägmühle von Schönmühl war. Die Hechendorfer flößten von Oberau über Schönmühl bis Wolfratshausen, heimwärts wanderten sie über Penzberg. Der Flößer Anton Gerold hat bis etwa 1912 mit seiner Mannschaft Holzhiebe übernommen, erst in Brunnenbach/Fischerhaus, später in Schönmühl zu Flößen zusammengesetzt und weggeführt. In Schönmühl dürfte er von der dortigen Säge Schnittholz mitgenommen haben. Es ist durchaus glaubhaft, dass er damit auch bis nach Wien gekommen ist. Oder der Bad Heilbrunner Bundhansl-Bauer und seine zwei Onkel, die Flößer bis 1922 waren - dann wurde zur Energiegewinnung das Wasserkraftwerk Schönmühl im Zuge des Baus des Walchenseekraftwerks errichtet. Ab dann war die Floßfahrt wegen des daraus entstandenen zu niedrigen Wasserstands der Isar nicht mehr möglich. Und da die Loisach bei Wolfratshausen in die Isar mündet, konnte die Fahrt dann nicht mehr weitergehen. Nur bis Wolfratshausen blieb sie möglich: Die Loisach hatte genügend Wasser, da sie ja nun auch das Isarwasser via Walchensee-Kraftwerk-Kochelsee erhielt und an den Wehren wie Schönmühl, Beuerberg und Eurasburg waren Floßgassen eingebaut. Allerdings kam es nach dem Bau des Elektrizitätswerks Schönmühl vor, dass durch den Kanal zum E-Werk doch zu viel Wasser abgezogen wurde und die Flöße nach der Floßrutsche mehr oder weniger auf dem Trockenen lagen.

Historische Radtour

Auch Beuerberg hat eine reiche flößerische Vergangenheit, besonders das Kloster: Das Stift Beuerberg entwickelte sich zum Beispiel ab 1528 unter dem rührigen Propst Leonhard Mochinger immer mehr zum Floßlieferanten, wobei er die Stämme an seinen Säglieferanten oder an die Zunftmitglieder aus Wolfratshausen absetzte. 1582 wurde ein Vertrag zwischen dem Bürgermeister und dem Rat von Wolfratshausen und dem Handwerk der Flößer zu Wolfratshausen von dem Pfleger Sigmund von Seyboltstorff besiegelt. Darin hieß es unter anderem: "Die Müller von Beuerberg und Eurasburg behalten ihre alten Rechte; sie müssen entweder eine jährliche Anlage zahlen oder wie die anderen 2 Kreuzer pro Floß." Über die eigentliche Bezahlung hinaus mussten die Käufer noch kostenlos ein mit Buchenbrennholz beladenes Dienstfloß für den zeitweilig in seinem Münchner Haus amtierenden Klosterrichter befördern und den jährlichen Unterhaltsbeitrag zur Wolfratshauser Wühr übernehmen. Der hierfür übliche Satz wird ein Gulden gewesen sein, 1548 hatte der Propst diesen Betrag selbst entrichtet. Im Durchschnitt verkaufte er 50 Flöße im Jahr. Aus Benediktbeuern und Beuerberg trafen auf der Loisach 1551 in Wolfratshausen für das dortige Schloss Ziegel und Deckplatten ein.

Als es noch kein Bahngleis bis Beuerberg gab, also vor 1897, befand sich an der Straße von Beuerberg nach Eurasburg beim Habichtsgraben-Bach/Lengenwies gegenüber ist ein ehemaliges Sägewerk , ein abschüssiger Winterweg für den Holztransport. Er war nur bei Schneelage nutzbar. In dieser Zeit brachten Pferdefuhrwerke das Holz vom Penzberger, Eurasburger und Seeshaupter Forst, das dann am gegenüber liegenden Ganterplatz (Holzlagerplatz) an der Loisach gelagert wurde. Die Fuhrwerke lieferten sich gefährliche Rennen, um früher als die anderen am Platz zu sein. Ein einige Hektar großer Ganterplatz befand sich auch im heutigen Altwasserbereich Loisach auf dem Grundstück Bierbichl.

Die Wolfratshauserin Anni Werner hat sich erinnert, dass die Floßlände an der Wolfratshauser Königsdorfer Straße für die aus Richtung Beuerberg anlandenden Flöße reserviert war. In den 1930er Jahren, als der Warentransport auf dem Wasser zum Erliegen kam, hatten längst die Vergnügungsfloßfahrten begonnen, beispielsweise gibt es Fotos des Schlehdorfer Betriebs von Leonhard Jocher. Diese Reise nach Wolfratshausen konnte durchgeführt werden, da bei Eröffnung des Loisach-Isar-Kanals 1924 die Rechte der Werdenfelser Flößer mit dem Einbau von heute noch existierenden Floßgassen in den Loisachwehren von Schönmühl, Beuerberg und Eurasburg weiterhin respektiert wurden.

In Wolfratshausen, der Internationalen Flößerstadt, gab es so viel erzählen allein rund um die Alte Floßlände mit dem Flößerdenkmal, dem Start des Flößerpfads, dem ehemaligen Floßkanal, der etwa am Sebastianisteg begann, der Johannisbrücke mit dem Nepomuk-Kapellchen und gegenüber dem stattlichen Floßmeisterhaus mit den Lüftlmalereien von hl. Nikolaus und hl. Nepomuk.

Eigentlich hätte es einen eigenen Tag dafür gebraucht, um zum Beispiel auch noch ins Heimatmuseum oder zu den Floßländen in Weidach gehen zu können. Allein die Zeit war dafür zu knapp, die Rückfahrt musste nach dem Mittagessen im Wirtshaus Flößerei endlich beginnen. Zeit war allerdings noch für allerlei Anekdoten, wie die vom "Wolfratshauser Krautlöffel und dem Tölzer Prügel". Auf der Rückfahrt ging"s entlang dem Loisach-Isar-Kanal nochmal nach Beuerberg, aber diesmal unten an der Loisach entlang zur ehemaligen Flößereinkehr Gasthaus zur Mühle, dem Wehr und der Floßgasse. Letzter Halt war im Penzberger Ortsteil Maxkron, hier erfuhren die Teilnehmer noch Allgemeines zur Loisach, die an ihr liegenden (Flößer-) Orte und zur Transportflößerei, die ab Garmisch möglich war.

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