„Wolfratshauser Walk of Fame“: Ehrenplakette für die Flößerei 2020

17. Oktober 2020

„Wolfratshauser Walk of Fame“: Ehrenplakette für die Flößerei

Geehrt wurden unsere Mitglieder, die Flößerfamilien Seitner und Angermeier

Wer bis jetzt achtlos über den Platz vor der Wolfratshauser Loisachhalle gelaufen ist, der wird es jetzt sicherlich nicht mehr tun: Ihm wird unversehens auf dem Pflaster eine golden glänzende Plakette ins Auge stechen. Denn statt eines normalen Pflastersteins ist am vergangenen Samstag wieder eine neue „Wolfratshauser Walk of Fame“-Platte hinzugekommen. Diesmal hat der Initiator des „Walk-of-Fame“-Projekts, der Vorsitzende des Vereins Lebendige Altstadt (LAW) Hans-Werner Kuhlmann – und Gründungs-Mitglied bei unserem Verein -, die für Wolfratshausen wichtige Flößerei erwählt. Damit wird die Stadt, die sich sogar ganz offiziell „Internationale Flößerstadt“ nennen darf, dem Titel einmal mehr gerecht.

Zur Enthüllungsfeier nahmen neben den Flößerfamilien von Franz und Sepp Seitner und Michael Angermeier, die auch alle unsere Mitglieder sind - unter anderem noch teil: Bürgermeister Klaus Heilinglechner, der ein Grußwort sprach, und Kulturreferent Alfred Fraas, der die Laudatio hielt; ferner einige vergangene „Walk of Fame“-Geehrte: Alt-Ministerpräsident Dr. Edmund Stoiber mit Ehefrau Karin, der Leiter des berühmtem Wolfratshauser Kinderchors Yoshihisa Kinoshita, und der Künstler Josef Brustmann. Auch Mitglieder unseres Vereins Flößerstraße durften das Ereignis miterleben - Hermann Paetzmann sprach beim anschließenden Festtagsmahl im Wirtshaus Flößerei sogar einige launige Worte – sie sind hier ??? nachzuhören und -sehen.

Hans-Werner Kuhlmann hatte der Stadt vorgeschlagen, die Flößerei in der Gestalt der Familien Seitner und Angermaier neu für den „Wolfratshauser Walk of Fame" zu nominieren. Seit 2013 vergeben der Verein LAW in Zusammenarbeit mit der Stadt Wolfratshausen diese Ehrung. „Als Begründung hatte Hans-Werner Kuhlmann angeführt: „Die Flößerei ist in Wolfratshausen jahrhundertelang zu Hause. Sie ist aus dem gewerblichen in den touristischen Bereich übergegangen und sie ist eine Touristenattraktion ersten Ranges geworden, die in ganz Deutschland und auch Europa bekannt und beliebt ist. Die Flößereifamilien haben für die Stadt wirklich „Außergewöhnliches“ geleistet. Die Stadt hat die Flößerei zu ihrem Markenzeichen erkoren und nennt sich offiziell seit 2008 „Wolfratshausen, die Flößerstadt“.

Wie Bürgermeister Klaus Heilinglechner in seinem Grußwort berichtete, hatte der Kulturausschuss des Stadtrats als Entscheidungsgremium gemäß Hans-Werner Kuhlmanns Vorschlag die Flößereifamilien für die nächste Ehrenplakette auf dem „Wolfratshauser Walk of Fame" nominiert. Und er erzählte, dass Wolfratshausen 2008 der nationale Titel und 2010 der internationale Titel verliehen wurde und die Flößerei im Dezember 2014 in das Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes durch die Deutsche UNESCO-Kommission und im April 2020 als immaterielles Kulturerbe im Bayerischen Landesverzeichnis aufgenommen worden ist.

„Floßfahrten zählten früher mit zur abenteuerlichsten Art zu reisen, denn sie waren rasant und riskant.“ Mit diesen Worten erinnerte Kulturreferent Alfred Fraas – und unser „VIP“-Mitglied - in seiner Laudatio an die so wichtige Geschichte der Flößerei für Wolfratshausen und die Region. Und weiter: „Flöße waren bevorzugte Fortbewegungsmittel, denn die Wege über Land waren schlecht und Wegelagerer lauerten überall. Im Oberland wäre ohne die Flöße kaum Handel möglich gewesen. Auch andere Gewerbebereiche profitierten von der Flößerei, sie bot den heimischen Betrieben Möglichkeiten, Absatzmärkte zu beliefern, die sie ohne diese kaum erreicht hätten.“ Besonders entwickelte sich ab dem 12. Jahrhundert vor allem durch die Gründung der Städte München und Landshut ein reger Floßverkehr auf Isar und Loisach. Das Ende der so erfolgreichen Transportflößerei läutete ab dem 19. Jahrhundert der technische Fortschritt ein, wie durch die Erfindung des Automobils und dem Bau von Eisenbahnlinien.

Fraas schilderte auch die Familiengeschichten der Seitners und Angermeiers. „Denn die Familien Seitner und Angermeier werden jetzt auch hier im ‚Wolfratshauser Walk of Fame‘ verewigt, weil sie sich um Wolfratshausen verdient gemacht haben.“ Hier Auszüge davon: Bedeutsam dabei war das 170-jährige Bestehen des Flößereibetriebs der Seitners, der heute von Josef „Sepp“ Seitner in ununterbrochener Folge weitergeführt wird und wofür er von der Industrie- und Handelskammer im Sommer 2020 ausgezeichnet wurde.

Die Seitner‘sche Flößergeschichte begann in Wolfratshausen mit dem Urgroßvater Mathias Seitner, der eben 1850 sein Flößergewerbe im Königreich Bayern angemeldet hatte. Besonders tat sich zudem Großvater Sebastian Seitner hervor, denn ihm haben die Seitners und Angermeiers zu verdanken, dass sie heute noch als Flößer zumindest ab Wolfratshausen arbeiten können. Weiter südlich geht es auf der Isar nicht mehr, da seit dem Bau des Walchenseekraftwerks 1924 das Wasser zur Energieherstellung abgeleitet wird. Opa Seitner weigerte sich aber, sein Floßrecht an den Energieversorger zu verkaufen, und setzte sogar durch, dass wegen des Flößer-Altrechts Floßrutschen wie die im Mühltal oder Pullach eingerichtet werden mussten. Heute führen Franz mit den Kindern Monika und Andreas und Sepp mit den Kindern Martina und Petra ihre Flößereibetriebe an den beiden Floßländen in Weidach.

Michael Angermeiers Urgroßvater Sebastian, der 1850 in Schlegeldorf geboren wurde, war dort auch Floßmeister. Sein Sohn Sebastian, wurde dort noch 1891 geboren, zog dann in den Flößer-, Holzer und Kalkbrennerort Arzbach, um dort neben der Flößerei die wichtige Fähre von Obergriesbach nach Arzbach zu betreiben. Durch seine Tätigkeiten war er bekannt im ganzen Isarwinkel. Der Großvater bekam 1930 einen Sohn Sebastian, der wiederum 1950 Vater der Zwillinge Sebastian und Michael wurde. 1971 haben die Angermeiers den Floßbetrieb von Nikolaus Willibald übernommen. Jetzt führt Michael Angermeier mit Sohn Stefan den Flößereibetrieb. Seine Lände befindet sich an der Isar bei Wolfratshausen, nahe der Marienbrücke.

Kulturreferent Fraas betonte: „Die große überregionale Bedeutung für Wolfratshausen wird auch durch den Einsatz unserer heutigen Flößer getragen. Sie sind in den Medien regelmäßig vertreten und machen Wolfratshausen in Bayern, in Deutschland, in Europa und sogar weltweit bekannt. Damit profitieren nicht nur die Flößereibetriebe, sondern auch alle an der Umwegrentabilität beteiligten Unternehmungen in und um Wolfratshausen. Dazu zählen: Verpflegungslieferanten, Beherbergungsbetriebe, Unterhaltung, Musiker, Verkehrsunternehmen, Transportwesen, Reiseveranstalter, Einzelhandelsgeschäfte und weitere.“ Und mit der Johannifloß-Prozession, die alle drei Jahre stattfindet, würden auch alle Wolfratshauser Bürger die Flößerei erleben können. Die Prozession musste heuer zwar Corona-bedingt ausfallen, aber sie soll 2023 im Rahmen des Internationalen Flößertags in Wolfratshausen wieder stattfinden.

Franz Seitner sprach als Vertreter der geehrten Flößer. Er erzählte in seiner Rede, wie begeistert die Fahrgäste aus der ganzen Welt von der Floßfahrt stets seien und dies gerne wiederholen wollten. Jetzt hoffe er inständig, dass im nächsten Jahr die Seitner- und Angermeier-Flöße wieder gen München-Thalkirchen fahren können.

Hier noch ein Kurzer Beitrag auf OLAtv: Zum Film von VIP-Mitglied Walter Steffen

Eindrücke von der stimmungsvollen Einweihung der „Wolfratshauser Walk-of-Fame“-Plakette.

Ehre für Flößerbetriebe Seitner und Angermeier "Die Reden" 2020

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Die Geschichte der Flößer - Witzig von Hermann Paetzmann erzählt (Video)

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